Die Elternvertretung der Weddinger Gottfried-Röhl-Grundschule hat Daniel Gollasch und Jenny Neubert zum Austausch über ihre Kiezschule eingeladen. Gemeinsam mit den Eltern und dem engagierten Schulleiter Herrn Nové konnten sie sich vor Ort ein Bild von den großen Baustellen in der Berliner Bildungspolitik machen.
In Berlin fehlen momentan über 1.000 Grundschullehrer*innen, der Schulsanierungsstau beläuft sich im Bezirk Mitte auf über 120 Millionen Euro und in den Weddinger Grundschulen wird es immer enger. Allein im Einschulungsbereich Parkviertel und Wedding-Zentrum fehlen in den kommenden vier Jahren voraussichtlich 635 Grundschulplätze.
Größte Baustelle: Lehrer*innen-Mangel und was wir dagegen tun können
Die Gottfried-Röhl-Grundschule spürt den Lehrer*innen-Mangel ganz besonders. Ganze 8 offene Stellen müssen zum neuen Schuljahr besetzt werden, aber woher die Lehrer*innen kommen sollen, ist unklar. Der Schulleiter ist zurecht sehr besorgt. Schließlich gehe es an seiner Brennpunktschule mit guter Atmosphäre nicht darum, irgendwen einzustellen, sondern qualifiziertes pädagogisches Personal für die Schuleingangsphase (Klasse 1 bis 4) zu finden.
Wir finden: Das Land ist in der Pflicht, bei der Personalverteilung nachzusteuern und nicht weiter zuzusehen, wie qualifizierte Lehrer*innen einen Bogen um vermeintlich schwierige Brennpunktschulen machen! Zudem sollte der Berliner Senat mehr für den Nachwuchs tun: eine Erhöhung der Studienplätze für das Grundschul-Lehramt ist nötig, aber wird erst in frühestens 5 Jahren wirksam (Regelzeit des Studiengangs). Zusätzlich könnte ein neuer Master-Studiengang speziell für Lehramts-Studis, die auf Grundschul-Lehramt umsatteln wollen, vorangetrieben werden. Dieser würde nur 2 Jahre dauern und das Umsatteln erleichtern. Wir brauchen endlich passende Hochschulrahmenverträge mit den Berliner Universitäten und eine angemessene Bezahlung von Grundschullehrer*innen.
Damit die Berliner Grundschulen auch künftig gute Arbeit leisten können, sollte eine vergleichbare Ausstattung wie die der weiterführenden Schulen angestrebt werden, wozu insbesondere Funktionsstellen (Fachbereichsleitung etc.) zählen. Außerdem brauchen alle Lehrer*innen, nicht nur an Grundschulen, einen Stundenerlass, wenn sie Referendar*innen mit und ohne Quereinstieg betreuen. Eine angemessene Bezahlung von Grundschullehrer*innen ist überfällig.
- Hier geht niemand gerne auf die Toilette
- Kaputte Heizung in der Toilette
- Pfui!
- Der Putzschrank
- Kaputte Scheiben können nur notdürftig repariert werden
- Wasserschaden an der Decke
- ehemaliges Wasserspiel auf dem Hof
Schulen nicht allein lassen: Schulsanierung voranbringen
Frau Scheeres sollte sich nicht nur auf die Kita konzentrieren, sondern dafür sorgen, dass die Kids auch in den Grundschulen gut aufgehoben sind. An der Gottfried-Röhl-Grundschule fehlen Waschbecken, dafür gibt es Schimmel sowie Löcher in den Decken, Risse in den Fenstern und Asbest auf Fensterbrettern. Wann die Toiletten endlich saniert werden, steht auf einer geheimen Prioritätenliste im Bezirksamt. Das Grün auf dem Schulhof wurde vom Grünflächenamt jahrelang nicht gepflegt, und das ist vorsichtig ausgedrückt.
„Never give Up“ scheint das Motto der Schule zu sein: liebevoll und in Eigenregie wurden kleine Wohlfühloasen auf dem Schulhof und in der Schule geschaffen. Mit dem Programm „Grün macht Schule“ wurde ein Amphi-Theater für Theateraufführungen gebaut, mit einem Sponsor konnten zahlreiche Pflanzen den Schulhof begrünen, mit der Teilnahme am Schüler-Haushalt wird ein Spielgeräte-Verleih gebaut, in Abstimmung mit dem Brandschutz wurde eine Lese-Etage eingerichtet. Der für 27 Schüler*innen eigentlich zu kleine Klassenraum wirkt freundlich und einladend.
Wir finden: Schulen dürfen nicht allein gelassen werden. Wir brauchen Transparenz in der Investitionsplanung des Bezirks und mehr Landesmittel, um den Sanierungsberg abzutragen. Gerade Grundschulen in besonderen sozialen Lagen brauchen Unterstützung: hier müssen wieder Klassen mit 21 Schüler*innen, wie in der Grundschulverordnung vorgesehen, angesetzt werden. Anstatt bestehende Schulen weiter vollzustopfen, brauchen wir Schulneubau und, wo möglich, die Reaktivierung aufgegebener Schulstandorte. Ein echtes Schulneubau-Programm ist hierfür wichtig. Dazu haben wir Grünen im Abgeordnetenhaus bereits einen Vorschlag für die Gründung eines eigenen Schulsanierungsunternehmen, sogenannter Schul- und Bezirke Immobilien Management GmbHs (Subim), unterbreitet.
Wir haben in unserem Bezirk eine besondere bildungspolitische Verantwortung, denn Mitte ist der Bezirk mit den meisten Schulabgänger*innen ohne Abschluss. Fast jede*r vierte verlässt die Schule ohne Abschluss. Wenn wir die Grundschulen nicht zeitnah personell, strukturell und finanziell verbessern, werden wir in den nächsten zehn Jahren eine Bildungskatastrophe erleben. Wir wollen das gemeinsam mit Ihnen verhindern und werden uns weiterhin für eine bessere Bildungspolitik im Land und Bezirk einsetzen!
Wir danken den engagierten Eltern sowie dem Schulleiter Herrn Nové herzlich für die Einladung. Nur gemeinsam und mit ihrem Rückhalt können wir die vielen Baustellen in der Bildungspolitik bewältigen. Wir freuen uns über weiteren Austausch.
Jenny Neubert
Schulpolitische Sprecherin BVV-Fraktion Mitte
Wahlkreiskandidatin Brunnenviertel bis Sprengelkiez (WK7)
Daniel Gollasch
Mitglied des Kreisvorstands Bündnis 90/Die Grünen Mitte, Wahlkreiskandidat Schillerpark+Rehberge (WK5)
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