Kunst und Kultur sind der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Kultur spricht alle Sprachen, bereichert jeden Einzelnen wie auch die Stadt als Ganzes. Über Kunst und Kultur werden unsere gesellschaftlichen Debatten verhandelt. Warum gibt es noch kein dauerhaftes Mahnmal gegen Gewalt an Frauen? Wie halten wir das Monbijou Theater zwischen schickem Wohnen und Museumsinsel? Woher haben die Museen und das Humboldtforum ihre Schätze? Warum wurde je ein kolonialistischer Schwerverbrecher wie Carl Peters mit einer Straße geehrt?
Ich möchte Orte bewahren und neue schaffen, an denen alle Themen verhandelt und kreativ-künstlerisch verarbeitet werden können. Schon im Kindesalter soll es damit losgehen, ob in der Jugendkunstschule, der frühkindlicher Musikerziehung oder in unseren Bibliotheken. Wer früher liest bleibt länger schlau, wer sich von Kunst je hat faszinieren lassen, den begleitet sie durchs ganze Leben. Deshalb möchte ich zukünftig den Erstklässler*innen aller Schulen in Mitte gleich zum Schulstart unser Bibliotheksstartpaket in die Hand drücken und unsere Bibliotheksbusse vorbei schicken, damit sie das Ausleihen gleich einüben können.
Selbstverständlichkeit im Umgang mit kulturellen Gütern ist ein wichtiger Schlüssel, der die gläsernen Türen zu Teilhabe und Aufstieg in die Bildungsmilieus aufschließen kann. Deshalb ist es erfreulich, dass nirgends unsere bunte Migrationsgesellschaft so selbstverständlich gemeinsam unterwegs ist wie etwa in unseren Galerien, der (Schwarzen) Volkshochschule oder dem „Chor der Vielfalt“. Dieser Zusammenhalt ist von unschätzbarem Wert und soll weiter gestärkt werden, denn er wird uns helfen, die großen Herausforderungen zu meistern, vor denen wir stehen.
Damit wir genügend Orte für das alles haben, möchte ich die noch vielen freien S-Bahnbögen öffnen für Ateliers, Designwerkstätten, Musikclubs und Tanztheater. Die S-Bahn-Trasse könnte sich zum bunten, kreativen Band entwickeln, dass sich durch die ganze Stadt zieht – und warum nicht im Hansaviertel damit beginnen?