Beschluss des Kreisverbands Berlin-Mitte von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 23. Februar 2021
Die Klimakrise, aber auch weiße Fahrräder an Kreuzungen mahnen uns zum Umdenken und Umlenken. Wir brauchen nicht nur eine Antriebswende, sondern eine echte Verkehrswende. Im Zuge der Corona-Pandemie war Berlin mit den Pop-up Radwegen Vorbild für viele Städte und Kommunen. Aber nicht nur die Radinfrastruktur auf den Hauptstraßen braucht neue Lösungen, auch in den Nebenstraßen muss der Autoverkehr reduziert werden, um Wohnviertel lebenswerter zu gestalten. Kiezblocks sind die Berliner Antwort auf Barcelonas Superilles oder die Low Trafic Neighborhoods in London.
Kiezblocks sind Wohnviertel, in denen durch Einbahnstraßen oder Modal lter wie z.B. Diagonalsperren der Kfz-Verkehr auf die Hauptstraßen zurückgeleitet wird. Durchgangsverkehr wird so verhindert, der Kiez beruhigt und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum erhöht. Anwohner:innen, Liefer- bzw. Wirtschaftsverkehr oder Rettungsdienste können weiterhin ihr Ziel im Kiez erreichen.
Die Sicherheit für Rad- und Fußverkehr wird damit erhöht und ein Anreiz geschaffen auf kurzen Strecken das Auto stehenzulassen. Ähnliche Verkehrsexperimente haben sich als sehr effektiv erwiesen, eine befürchtete Zunahme des Verkehrs auf den Hauptstraßen blieb aus. Durch den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und bessere Radinfrastruktur wird das Kfz-Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren immer weiter sinken und sich somit auch auf den Hauptstraßen reduzieren.
Der Bezirk trägt die Verantwortung für das Nebenstraßennetz. Berlin-Mitte hat die Chance eine Vorreiterrolle einzunehmen, um die Verkehrswende in die Kieze zu bringen. Die einfachen und kostengünstigen Maßnahmen können als Verkehrsexperiment umgesetzt und nach einer Evaluation mit Beteiligung der Anwohner:innen verbessert werden. Die Erfahrungen aus den Kiezblocks bilden die Grundlage, um Wohnviertel langfristig mit
mehr Grün, Begegnungszonen, Spielstraßen für die Kinder und sicheren Schulwegen umzugestalten. Weniger Lärm oder gesundheitsschädliche Luftverschmutzung sorgen für mehr Lebensqualität gerade in hochverdichteten Kiezen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin-Mitte fordert das Bezirksamt auf, noch in diesem Jahr die detaillierten Vorschläge des
- Quartiersrats Badstraße und
- der AG Nachhaltige Mobilität und Verkehrswende des Quartiersrats Soldiner Kiez
umzusetzen und im Dialog mit Anwohner:innen anschließend zu evaluieren und ggf. anzupassen.
In den Vierteln
- Sprengelkiez
- Brüsseler Kiez
- im Bereich der Auguststr. (zwischen Torstr. und Oranienburger Str.)
- im Bereich der Gartenstr. (zwischen Invalidenstr. und Torstr.)
- im Bereich Alte Jakobstr./Seydelstr.
- im Bereich zwischen Gartenstr., Voltastr., Brunnenstr. und Bernauer Str.
soll zusammen mit den bestehenden Bürger:inneninitiativen die Umgestaltung zu Kiezblocks oder weitere Verkehrsberuhigungs-maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Weitere Wohnviertel mit starkem Durchgangsverkehr sollen identifiziert werden, z. B. mit Verkehrszählungen und ebenfalls als Verkehrsexperiment mit Beteiligung der Anwohner:innen zu Kiezblocks umgestaltet werden.